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1
Leben

1.1
Eltern­haus und frühe Kind­heit (1954 – 1960)

Angela Merkel wurde im Ham­burger Stadt­teil Barm­bek-Nord als erstes Kind des evan­ge­lis­chen The­olo­gen Horst Kasner (1926 – 2011) und seiner Frau Her­lind Kasner, geb. Jentzsch (* 8. Juli 1928), geboren. Horst Kasner hatte ab 1948 an den Uni­ver­sitäten Hei­del­berg und Ham­burg sowie an der Kirch­lichen Hochschule Bethel in Biele­feld The­olo­gie studiert. Seine Frau war Lehrerin für Latein und Englisch.

Noch 1954, einige Wochen nach der Geburt der Tochter, siedelte die Fam­i­lie von Ham­burg in die DDR über. Für die Evan­ge­lis­che Kirche in Berlin-Bran­den­burg trat Horst Kasner im Dorf Quit­zow (heute ein Ort­steil von Per­leberg) eine Pfarrstelle an. Angela Merkel ist eben­falls evan­ge­lisch.

1957 wech­selte Kasner dauer­haft nach Tem­plin in der Uck­er­mark, um sich am Aufbau einer innerkirch­lichen Weit­er­bil­dungsstelle zu beteili­gen. Dort wuchs Angela Merkel auf. Ihre Mutter war auf­grund des Pfar­rberufs des Vaters im Schul­dienst der DDR unerwünscht.[5] Am 7. Juli 1957 wurde Ange­las Bruder Marcus, am 19. August 1964 ihre Schwester Irene geboren.

In Polen erregte 2013 die Ent­deck­ung ihrer pol­nis­chen Wurzeln Aufmerk­samkeit: Ihr Groß­vater, der Polizeibeamte Ludwig Kasner (1896−1959), hatte als Ludwig Kazmier­czak als Ange­höriger der pol­nis­chen Bevölkerungs­gruppe im Deutschen Kaiser­re­ich in Posen gelebt und war später nach Berlin übergesiedelt.[6]

1.2
Schulzeit (1961 – 1973)

1961 wurde Angela Kasner an der Poly­tech­nis­chen Ober­schule (POS) in Tem­plin eingeschult. Auf­fal­l­end waren ihre her­aus­ra­gen­den schulis­chen Leis­tun­gen, ins­beson­dere in Rus­sisch und Math­e­matik. Sie gewann Rus­sisch-Olympiaden bis hin zur DDR-Ebene.[7] Sie war Mit­glied der Freien Deutschen Jugend (FDJ).[8] 1973 legte sie an der Erweit­erten Ober­schule (EOS) in Tem­plin das Abitur mit der Abitur­durch­schnittsnote 1,0 ab. [9]

1.3
Studium in Leipzig (1973 – 1978)

Kasner hatte sich bere­its während ihrer Schulzeit für das Studium der Physik an der dama­li­gen Karl-Marx-Uni­ver­sität entsch­ieden und begann 1973 ihr Studium in Leipzig. Sie gehörte nicht zu den opponieren­den Kräften inner­halb der DDR, was ihre akademis­che Lauf­bahn verun­möglicht hätte, berichtet aber, in diesen Jahren den Autor Reiner Kunze getrof­fen zu haben, den sie als ihren Lieblingss­chrift­steller beze­ich­net. 1977 heiratete sie den Physik­stu­den­ten Ulrich Merkel; die Ehe wurde 1982 geschieden. [10][11]

Angela Merkels Diplo­mar­beit aus dem Juni 1978 mit dem Titel Der Ein­fluß der räum­lichen Kor­re­la­tion auf die Reak­tion­s­geschwindigkeit bei bimoleku­laren Ele­men­tar­reak­tio­nen in dichten Medien[12] wurde mit sehr gut“ bew­ertet. Die Arbeit war zugle­ich ein Beitrag zum Forschungs­thema Sta­tis­tis­che und Chemis­che Physik von Sys­te­men der Iso­topen- und Strahlen­forschung im Bere­ich sta­tis­tis­che und physikalis­che Chemie am Zen­tralin­sti­tut für Iso­topen- und Strahlen­forschung der Akademie der Wis­senschaften der DDR (AdW).[13]

1.4
Arbeit an der Akademie der Wis­senschaften der DDR (1978 – 1989)

Nach­dem 1978 eine Bewer­bung an der Tech­nis­chen Hochschule Ilme­nau gescheit­ert war, ging Merkel mit ihrem Mann nach Ost-Berlin. Hier nahm sie eine Stelle am Zen­tralin­sti­tut für physikalis­che Chemie (ZIPC) der Akademie der Wis­senschaften der DDR in Berlin-Adler­shof an.[13] 1986 konnte sie für mehrere Tage in die Bun­desre­pub­lik reisen. Auch nahm sie in Donezk an einem mehrwöchi­gen rus­sis­chen Sprachkurs teil.[14]

Am Zen­tralin­sti­tut arbeit­eten rund 650 Per­so­nen, davon etwa 350 Wis­senschaftler. Merkel arbeit­ete in der Abteilung The­o­retis­che Chemie.

Am 8. Januar 1986 reichte sie ihre Dis­ser­ta­tion Unter­suchung des Mech­a­nis­mus von Zer­fall­sreak­tio­nen mit ein­fachem Bindungs­bruch und Berech­nung ihrer Geschwindigkeit­skon­stan­ten auf der Grund­lage quan­ten­chemis­cher und sta­tis­tis­cher Meth­o­den ein.[15] Die Arbeit wurde mit sehr gut“ (magna cum laude, siehe Pro­mo­tions­be­w­er­tun­gen) bewertet.[16][17] Nach der dama­li­gen Pro­mo­tion­sor­d­nung musste dem Antrag auf Pro­mo­tion der Nach­weis beige­fügt werden, dass die während des Studi­ums erwor­be­nen Ken­nt­nisse des Marx­is­mus-Lenin­is­mus („ML“) wesentlich ver­tieft und erweit­ert worden waren.[18] Merkel fer­tigte zum Nach­weis eine schriftliche Arbeit mit dem Titel Was ist sozial­is­tis­che Lebensweise?“[19] an, die mit genü­gend“ (rite) bew­ertet wurde.[16][20] Dok­tor­vater war der Leiter der Abteilung The­o­retis­che Chemie am ZIPC Lutz Zülicke. Nach der Pro­mo­tion zum Doktor der Natur­wis­senschaften (Dr. rer. nat.) wech­selte Merkel inner­halb des Insti­tuts in den Bere­ich Ana­lytis­che Chemie, in dem Klaus Ulbricht ihr Abteilungsleiter wurde.

Merkel war weder Mit­glied der SED noch einer der Block­parteien. Sie war nicht in der zivilen oder der kirch­lichen Oppo­si­tion aktiv. Während ihrer Tätigkeit für die Akademie der Wis­senschaften engagierte sie sich in ihrer FDJ-Gruppe. Nach eige­nen Angaben war Merkel dort als Kul­tur­ref­er­entin tätig. Zeitzeu­gen, die der Merkel-Biograf Gerd Langguth befragt hat, sprachen davon, sie sei für Agi­ta­tion und Pro­pa­ganda“ zuständig gewesen.[21]

1.5
Fam­i­lie

Während ihres Physik­studi­ums in Leipzig lernte Angela Kasner im Jahr 1974 bei einem Jugen­daus­tausch mit Physik­stu­den­ten in Moskau und Leningrad ihren ersten Ehe­mann, den aus Cos­sen­grün stam­menden Physik­stu­den­ten Ulrich Merkel, kennen.[22] Am 3. Sep­tem­ber 1977 wurden die beiden in Tem­plin kirch­lich getraut. 1981 tren­nte sich das Paar und die kinder­lose Ehe wurde 1982 in Ost-Berlin geschieden.

Im Jahr 1984[23] lernte Merkel an der Akademie der Wis­senschaften der DDR in Berlin-Adler­shof den Quan­ten­chemiker Joachim Sauer kennen, den sie am 30. Dezem­ber 1998 heiratete. Das Ehep­aar wohnte vorher in der Luisen­straße, in unmit­tel­barer Sichtweite zum Reich­stag. Aus der Ehe gingen keine gemein­samen Kinder hervor, Sauer brachte aber zwei Söhne aus erster Ehe mit in die Part­ner­schaft. Noch vor Merkels Kan­zler­schaft zog die Fam­i­lie in eine Woh­nung Am Kupfer­graben in der Nähe der Hum­boldt-Uni­ver­sität, in der sie bis heute lebt.

1.6
Freizeit

Seit 1985 besitzen Angela Merkel und Joachim Sauer ein Woch­enend­haus in Hohen­wald, einem Ort­steil von Milmers­dorf in der Uckermark.[24]

Ihren Urlaub ver­bringt sie mit ihrem Mann seit Jahren an den gle­ichen Orten: zu Ostern auf der Insel Ischia im Golf von Neapel[25], im Sommer zum Wan­dern in Sulden im Vinschgau/Südtirol[26] und im Winter zum Ski­langlauf in Pon­tresina im Schweizer Engadin[27].

Angela Merkel und ihr Mann sind Opern­lieb­haber und besuchen regelmäßig Pre­mieren­vorstel­lun­gen der Bayreuther Wagner-Festspiele.[28]

2
Poli­tis­che Lauf­bahn

2.1
Demokratis­cher Auf­bruch (1989 – 1990)

Während der Wende in der DDR im Herbst 1989 zeich­nete sich ab, dass im Osten Deutsch­lands neue, demokratis­che Parteistruk­turen entste­hen würden. Die Macht der SED über den Staat bröck­elte; am 4. Novem­ber 1989 fand die Alexan­der­platz-Demon­stra­tion gegen Gewalt und für ver­fas­sungsmäßige Rechte, Presse-, Mei­n­ungs- und Ver­samm­lungs­frei­heit“ statt. Etwa einen Monat später begann Merkel beim neu gegrün­de­ten Demokratis­chen Auf­bruch (DA) zu arbeiten, zunächst im Dezem­ber 1989 unent­geltlich als pro­vi­sorische Sys­temad­min­is­tra­torin, ab Feb­ruar 1990 dann haupt­beru­flich als Sach­bear­bei­t­erin in der per­sön­lichen Arbeit­sumge­bung des Vor­sitzen­den Wolf­gang Schnur in der Ost-Berliner Geschäftsstelle. Später fol­gten der Entwurf von Flug­blät­tern, die Ernen­nung zur Press­esprecherin durch ihren Entdecker[29] Schnur und die Mit­glied­schaft im Vor­stand des DA.

Der Demokratis­che Auf­bruch schwankte zunächst noch stark in den poli­tis­chen Per­spek­tiven und galt eine Zeit­lang wie die anderen Vere­ini­gun­gen der Bürg­er­be­we­gung (Neues Forum, Demokratie Jetzt) prinzip­iell als links. Bald brach sich aber eine Hal­tung Bahn, die den Sozial­is­mus grund­sät­zlich ablehnte. Dies ver­stärkte sich, als Anfang 1990 kon­ser­v­a­tive west­deutsche Poli­tiker auf die erste demokratis­che Volk­skam­mer­wahl am 18. März 1990 hinar­beit­eten und Volker Rühe als Gen­er­alsekretär der west­deutschen CDU am 5. Feb­ruar 1990 das Wahlbünd­nis Allianz für Deutsch­land begrün­dete. Der DA nahm darin als neu gegrün­dete Bürg­er­be­we­gung eine Schlüs­sel­stel­lung ein: Helmut Kohl, der dama­lige Bun­deskan­zler und CDU-Vor­sitzende, wollte nicht allein auf die Ost-CDU (die als Block­partei vor­be­lastet war) oder die der CSU nah­este­hende Deutsche Soziale Union (DSU) setzen.

Das Anse­hen des DA wurde erhe­blich geschädigt, als wenige Tage vor der Volk­skam­mer-Wahl bekannt wurde, dass Schnur von 1965 bis 1989 für das Min­is­terium für Staatssicher­heit (MfS) tätig gewe­sen war. Merkel leit­ete die Pressekon­ferenz, auf der der DA-Vor­stand seine Betrof­fen­heit darüber äußerte.

2.2
Allianz für Deutsch­land (1990)

Die erste freie Volk­skam­mer­wahl am 18. März 1990 endete für Merkels Demokratis­chen Auf­bruch (DA) mit einem 0,9-Prozent-Desaster. Dank der uner­warteten 41 Prozent für den Bünd­nis­part­ner Ost-CDU wurde die gemein­same Allianz für Deutsch­land jedoch fak­tis­cher Wahlsieger. Unter dem CDU-Spitzenkan­di­daten Lothar de Maiz­ière ent­stand inner­halb der fol­gen­den Wochen eine Koali­tion, beste­hend aus der Allianz, den Sozialdemokraten und den Lib­eralen. Am 12. April wählten die Volk­skam­mer­ab­ge­ord­neten dieser Koali­tion­spart­ner Lothar de Maiz­ière zum neuen Min­is­ter­präsi­den­ten der DDR. In der Regierung de Maiz­ières erhielt Rainer Eppel­mann mit dem Ressort Abrüs­tung und Vertei­di­gung für den DA ein Min­is­ter­amt. Im Ein­klang mit der Koali­tion­sarith­metik, die bei der Verteilung weit­erer Posten zu beachten war, wurde Merkel in der ersten und gle­ichzeitig let­zten frei gewählten Regierung der DDR stel­lvertre­tende Regierungssprecherin.

In den Wochen nach der Volk­skam­mer­wahl rückte über­raschend schnell die Frage der Deutschen Wiedervere­ini­gung in den poli­tis­chen Mit­telpunkt. Merkel begleit­ete viele vor­bere­i­t­ende Gespräche, z. B. diejeni­gen zum Staatsver­trag über die Schaf­fung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialu­nion, der am 18. Mai 1990 in Bonn unterze­ich­net wurde. Maßge­blicher Ver­hand­lungsleiter auf Seite der DDR war der par­la­men­tarische Staatssekretär beim Min­is­ter­präsi­den­ten der DDR, Gün­ther Krause, der in den näch­sten Monaten ein wichtiger Förderer von Merkel wurde. Am 31. August 1990 wurde schließlich in Bonn von Krause und dem Innen­min­is­ter der Bun­desre­pub­lik, Wolf­gang Schäu­ble, der Eini­gungsver­trag unter­schrieben. Merkel begleit­ete Del­e­ga­tio­nen um Lothar de Maiz­ière auf Aus­land­sreisen und war auch beim Abschluss des Zwei-plus-Vier-Ver­trages am 12. Sep­tem­ber 1990 in Moskau anwe­send.

2.3
Beitritt zur CDU (1990)

Merkel mit dem let­zten Min­is­ter­präsi­den­ten der DDR, Lothar de Maiz­ière, im August 1990
Das schlechte Abschnei­den des Demokratis­chen Auf­bruchs bei der Volk­skam­mer­wahl und die Entwick­lung der näch­sten Monate nötigten zu einer Anlehnung des DA an die CDU, die von Merkel mit­ge­tra­gen wurde. Am 4. August 1990 stimmte auf einem Son­der­parteitag des DA eine Mehrheit für einen Beitritt zur west­deutschen CDU nach vorherge­hen­der Fusion mit der Ost-CDU. Merkel war eine von drei Delegierten, die der DA zum Vere­ini­gungsparteitag der CDU in Ham­burg am 1. und 2. Okto­ber 1990 schickte. In einer Rede stellte sie sich dort als ehe­ma­lige Press­esprecherin des Demokratis­chen Auf­bruchs“ und als Mitar­bei­t­erin de Maiz­ières vor. Am Vor­abend dieses 38. CDU-Bun­desparteitages kam es zu einem ersten von Merkel ini­ti­ierten per­sön­lichen Gespräch mit Kohl.

Nach der Wiedervere­ini­gung am 3. Okto­ber 1990 erhielt Merkel die Planstelle einer Min­is­te­ri­al­rätin (A 16) im Bun­de­spresse- und Infor­ma­tion­samt (BPA). Eine Rück­kehr an das Insti­tut, an dem sie zwölf Jahre gear­beitet hatte, war nicht oppor­tun, da im Eini­gungsver­trag die Abwick­lung der Akademie der Wis­senschaften fest­geschrieben worden war. So wurden ihr Forschungsin­sti­tut und alle anderen grundle­gend umstruk­turi­ert, neu eingegliedert oder teil­weise aufgelöst, nur die Gelehrtenge­sellschaft wurde als Leib­niz-Sozi­etät der Wis­senschaften zu Berlin fort­ge­führt, neu gegrün­det wurde 1992/1993 die Berlin-Bran­den­bur­gis­che Akademie der Wis­senschaften. Merkel bewarb sich daher mit der gesicherten beru­flichen Posi­tion im BPA im Rücken um ein Bun­destags­man­dat. Durch die Ver­mit­tlung von Gün­ther Krause, der in Meck­len­burg-Vor­pom­mern CDU-Lan­desvor­sitzen­der war, trat sie im Bun­destagswahlkreis Stral­sund – Rügen – Grim­men als Direk­tkan­di­datin an. Ihre Nominierung erfol­gte in der Kaserne Prora auf Rügen.[30] Gle­ichzeitig wurde sie auf Platz 6 der Lan­desliste als Lis­tenkan­di­datin gesetzt.

2.4
Bun­desmin­is­terin für Frauen und Jugend (1991 – 1994)

Im April 1991 (links, mit Han­nelore Rönsch) beim Staat­sakt für Detlev Rohwed­der
Bei der ersten gesamt­deutschen Bun­destagswahl am 2. Dezem­ber 1990 gewann Merkel ihren neuen Wahlkreis mit 48,5 Prozent der abgegebe­nen Erst­stim­men. Mit der kon­sti­tu­ieren­den Sitzung am 20. Dezem­ber 1990 wurde sie Abge­ord­nete des Deutschen Bun­destages.

Der Wahlsieger Kohl, der sie im Novem­ber 1990 nochmals zu einem Gespräch ins Kan­zler­amt nach Bonn ein­ge­laden hatte, nominierte sie über­raschend für ein Min­is­ter­amt in seinem Kabi­nett. Das alte Bun­desmin­is­terium für Jugend, Fam­i­lie, Frauen und Gesund­heit wurde dreigeteilt in das Bun­desmin­is­terium für Gesund­heit (Gerda Has­selfeldt), das Bun­desmin­is­terium für Fam­i­lie und Senioren (Han­nelore Rönsch) und das Bun­desmin­is­terium für Frauen und Jugend (Angela Merkel). Merkel erhielt ein kleines Rest­min­is­terium mit wenig Kom­pe­ten­zen. Sie wurde am 18. Januar 1991 als Min­is­terin verei­digt. Als par­la­men­tarischen Staatssekretär wählte sie Peter Hintze. Als beamteter Staatssekretär folgte später noch Willi Haus­mann.

Merkel war auf­grund ihrer Ver­gan­gen­heit als Bürg­erin der DDR wenig ver­traut mit den Gebräuchen in der Union. Ihr schneller Quere­in­stieg grün­dete sich auss­chließlich auf die Gunst des Bun­deskan­zlers („Kohls Mäd­chen“), während ihre späteren Konkur­renten in Kar­rierenet­zw­erken wie dem Anden­pakt zusam­mengeschlossen waren, gegen die sie zunächst keine eigene Haus­macht gel­tend machen konnte. Daher bemühte sie sich im Novem­ber 1991 um den CDU-Lan­desvor­sitz in Bran­den­burg, musste jedoch eine Abstim­mungsnieder­lage gegen Ulf Fink hin­nehmen. Im Dezem­ber 1991 wurde sie auf dem CDU-Bun­desparteitag in Dres­den zur stel­lvertre­tenden Bun­desvor­sitzen­den und damit in das Amt gewählt, das vor ihr Lothar de Maiz­ière innege­habt hatte. Von 1992 bis 1993 saß sie darüber hinaus dem Evan­ge­lis­chen Arbeit­skreis (EAK) der Union­sparteien vor. Nach dem poli­tis­chen Rück­zug de Maiz­ières und nach­dem Gün­ther Krause als Bun­desverkehrsmin­is­ter durch umstrit­tene Ver­gaben von Lizen­zen für Auto­bah­n­rast­stät­ten in die Medien gekom­men war, besaß sie eine der weni­gen unbe­lasteten Ost­bi­ografien inner­halb der CDU. Im Juni 1993 nahm sie die Chance wahr, ihre Macht in der Partei auszubauen, indem sie Krause nach seinem poli­tis­chen Rück­zug als CDU-Lan­desvor­sitzende von Meck­len­burg-Vor­pom­mern nach­fol­gte.

2.5
Bun­desumwelt­min­is­terin (1994 – 1998)

Umwelt­min­is­terin Angela Merkel im Juni 1995 am Stre­se­man­nufer in Bonn
Merkel erre­ichte bei der Bun­destagswahl am 16. Okto­ber 1994 in ihrem Wahlkreis 48,6 Prozent der Erst­stim­men und wurde im Kabi­nett Kohl über­raschend Bun­desmin­is­terin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.[31]

Ihr Amtsvorgänger war der auch außer­halb der Union anerkan­nte Klaus Töpfer. Dessen umwelt­poli­tis­che Posi­tio­nen und Forderun­gen stießen jedoch inner­halb des Wirtschafts­flügels der CDU und ins­beson­dere beim Koali­tion­spart­ner FDP auf zunehmenden Wider­stand. Die Verei­di­gung Merkels am 17. Novem­ber 1994 und der Wech­sel Töpfers an die Spitze des Bun­desmin­is­teri­ums für Rau­mord­nung, Bauwe­sen und Städte­bau können parteipoli­tisch als Töpfers Ent­mach­tung betra­chtet werden. Merkel entließ drei Monate nach Amt­santritt Töpfers langjähri­gen beamteten Staatssekretär Clemens Stroet­mann und erset­zte ihn durch Erhard Jauck.

2.6
CDU-Gen­er­alsekretärin (1998 – 2000)

Die Bun­destagswahl am 27. Sep­tem­ber 1998 endete für die Union und ihren Kan­zlerkan­di­daten Kohl mit einem Debakel. CDU und CSU erziel­ten mit 35,2 Prozent das schlecht­este Ergeb­nis seit 1949 – erst­mals wurde eine amtierende Bun­desregierung abgewählt. Merkels Erst­stim­menan­teil sank um 11 Prozent­punkte auf 37,3 Prozent.

Wolf­gang Schäu­ble, Kohls ewiger Kro­n­prinz“, hatte seit 199697 immer wieder die Frage aufge­wor­fen, welcher CDU-Spitzen­poli­tiker als Kan­zlerkan­di­dat zur Bun­destagswahl antreten solle. Bere­its vor der Wahl des Kan­di­daten hatte er in Inter­views Kritik daran erken­nen lassen, dass Kohl erneut antrat. Er hatte sich gegen Kohl, den ewigen Kan­zler“, aber nicht durch­set­zen können. Auf dem CDU-Bun­desparteitag in Bonn am 7. Novem­ber 1998 wurde Schäu­ble jetzt zum neuen Bun­desvor­sitzen­den gewählt. Auf seinen Vorschlag wurde Merkel Gen­er­alsekretärin der CDU und erhielt damit eine der weni­gen Posi­tio­nen mit Gestal­tungs­macht, die der langjähri­gen Regierungspartei CDU in der Oppo­si­tion geblieben waren. Kohl wurde Ehren­vor­sitzen­der der CDU mit Sitz in deren Prä­sid­ium und Bun­desvor­stand.

Die CDU schaffte in den fol­gen­den Monaten bei Land­tagswahlen einige gute Ergeb­nisse und im Juni 1999 bei der Europawahl zusam­men mit der CSU über­ra­gende 48,7 Prozent (1994: 38,8 Prozent). Hatte sich schon in der Ära Kohl die Ten­denz gezeigt, dass die deutschen Wähler die auf Bun­de­sebene in der Oppo­si­tion befind­lichen Parteien bei anderen Wahlen stärk­ten, wurde jetzt die neue Oppo­si­tion­spartei CDU gestützt und damit auch deren Gen­er­alsekretärin Merkel.

Im Novem­ber 1999 wurde die CDU-Spende­naf­färe öffentlich. Der CDU-Ehren­vor­sitzende Helmut Kohl gab in einem ZDF-Inter­view am 16. Dezem­ber 1999 bekannt, dass er während seiner Zeit als Bun­deskan­zler unter Bruch des Parteis­pendenge­set­zes Mil­lio­nen­be­träge ent­ge­gengenom­men hatte. Kohl weigerte sich, den oder die Geldge­ber zu nennen, da er ihnen sein Ehren­wort gegeben habe. Merkel veröf­fentlichte am 22. Dezem­ber 1999 einen Gastbeitrag[32] in der Frank­furter All­ge­meinen Zeitung, in dem sie Kohls Hal­tung kri­tisierte und die Partei zur Abn­abelung auf­forderte:

Die Partei muss also laufen lernen, muss sich zutrauen, in Zukunft auch ohne ihr altes Schlachtross, wie Helmut Kohl sich oft selbst gerne genannt hat, den Kampf mit dem poli­tis­chen Gegner aufzunehmen. Sie muss sich wie jemand in der Pubertät von zu Hause lösen, eigene Wege gehen.“

Diese offene Kritik an Kohl, die bis dahin von der Parteiführung unge­hört war, war nicht mit dem Parteivor­sitzen­den Schäu­ble abge­sprochen, der Merkel daraufhin eigentlich ent­lassen“ wollte; unter Funk­tionären wurde sie als Vater­mörderin“ und Nest­beschmutzerin“ beze­ich­net, erhielt aber auch viel Zus­pruch für ihren riskan­ten Schritt, unter anderem von Chris­t­ian Wulff. Da Schäu­ble ihr in der Sache Recht gab und Merkel, als unbe­lastet gel­tend, einen Neuan­fang glaub­würdig vertreten konnte, beließ er sie im Amt.[33]

2.7
CDU-Vor­sitzende (seit 2000)

Angela Merkel als Parteivor­sitzende auf dem 28. Parteitag der CDU Deutsch­lands am 14. Dezem­ber 2015 in Karl­sruhe
Am 16. Feb­ruar 2000 erk­lärte Schäu­ble vor der CDU/​CSU-​Bundestagsfraktion seinen Rück­tritt als Partei- und Frak­tionsvor­sitzen­der. In den darauf fol­gen­den Wochen war die Partei führungs­los, Angela Merkel befand sich als Gen­er­alsekretärin in einer Schlüs­sel­po­si­tion. In dieser Zeit fanden neun soge­nan­nte Region­alkon­feren­zen“ statt. Sie waren ursprünglich ange­setzt worden, um die CDU-Spende­naf­färe mit der Parteiba­sis zu disku­tieren und aufzuar­beiten. Auf diesen lokalen Parteiver­samm­lun­gen formierte sich Unter­stützung für Merkel als Schäu­ble-Nach­fol­gerin. Ihr später Quere­in­stieg kam ihr nun zugute: Sie galt in der Öffentlichkeit und bei der Basis als in der Parteis­pende­nan­gele­gen­heit unbe­lastet. Frühzeitig sprach sich der nieder­säch­sis­che Oppo­si­tions­führer Chris­t­ian Wulff für Merkel aus. Volker Rühe, Friedrich Merz und Edmund Stoiber dage­gen sollen ihrer Kan­di­datur kri­tisch gegenüberge­s­tanden haben.[34]

Am 10. April 2000 wurde Angela Merkel auf dem CDU-Bun­desparteitag in Essen mit 897 von 935 gülti­gen Stim­men zur neuen CDU-Bun­desvor­sitzen­den gewählt. Neuer CDU-Gen­er­alsekretär wurde, auf Merkels Vorschlag, Ruprecht Polenz. Den Vor­sitz der CDU/​CSU-​Bundestagsfraktion über­nahm Friedrich Merz. Das neue Führungstrio erlebte am 14. Juli eine erste herbe poli­tis­che Nieder­lage: Obwohl die rot-grüne Bun­desregierung nicht über die notwendige Mehrheit im Bun­desrat ver­fügte, war es ihr gelun­gen, in der Abstim­mung über die geplante Steuer­reform einige Bun­deslän­der mit CDU-Regierungs­beteili­gung auf ihre Seite zu ziehen. Bere­its im Novem­ber 2000 tren­nte sich Angela Merkel von dem in den Medien als mod­erat beurteil­ten Gen­er­alsekretär Ruprecht Polenz. Als seinen Nach­fol­ger wählte sie den aggres­siver auftre­tenden Lau­renz Meyer, der wie Polenz Bun­destagsab­ge­ord­neter aus Nor­drhein-West­falen war.

Die Jahre 2000 und 2001 bescherten der CDU unter Merkel – auch als Folge der Spende­naf­färe – keine großen Land­tagswahler­folge. Die rot-grüne Bun­desregierung schien dage­gen Tritt gefasst zu haben. Die Posi­tion­ierung für die Bun­destagswahl im Sep­tem­ber 2002 begann: Friedrich Merz hatte sich selbst bere­its im Feb­ruar 2001 als Kan­di­dat für das Amt des Bun­deskan­zlers ins Gespräch gebracht. Damit war die Diskus­sion um die Kan­di­daten­frage – in den Medien häufig als K-Frage“ beze­ich­net – ein­geläutet. Angela Merkels Bere­itschaft zur Kan­di­datur war bekannt. Sie ver­fügte in den Spitzen der Partei jedoch über wenig Rück­halt, da viele CDU-Min­is­ter­präsi­den­ten und Lan­desvor­sitzende den bay­erischen Min­is­ter­präsi­den­ten und CSU-Vor­sitzen­den Edmund Stoiber favorisierten. Im Dezem­ber 2001 war auf dem Bun­desparteitag in Dres­den eine Entschei­dung ver­mieden worden, diese sollte am 11. Januar 2002 auf einer Sitzung von CDU-Prä­sid­ium und Bun­desvor­stand in Magde­burg fallen. Merkel ging der unmit­tel­baren Kon­fronta­tion mit Stoiber jedoch aus dem Weg: Im Vor­feld hatte sie ihn zum Wol­frat­shauser Früh­stück“ zu Hause besucht, bei dem sie ihm ihren Verzicht zu seinen Gun­sten mit­teilte. Angela Merkels Rück­zug diente dabei auch dem eige­nen Machter­halt, eine deut­liche Abstim­mungsnieder­lage gegen Stoiber hätte als Mis­strauensvo­tum gegen ihre Person aufge­fasst werden und eine Diskus­sion um den Parteivor­sitz aufkom­men lassen können.

[…]

3
Poli­tis­che Posi­tio­nen

Angela Merkel und der Präsi­dent der Europäis­chen Kom­mis­sion José Manuel Durão Bar­roso vor dem Bran­den­burger Tor, 25. März 2007

3.1
Außen­poli­tik

Siehe auch: Liste der Aus­land­sreisen von Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel

Angela Merkel mit US-Präsi­dent Barack Obama, dessen Frau sowie Joachim Sauer beim Staat­semp­fang in Baden-Baden, 3. April 2009
Zukunft der Europäis­chen Union[Bearbeiten]
Während eines EU-Gipfels in Brüs­sel am 7. Novem­ber 2012 warb Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel für die Vere­inigten Staaten von Europa: Ich bin dafür, dass die Kom­mis­sion eines Tages so etwas wie eine europäis­che Regierung ist“.[97] 2005 äußerte Merkel – unter anderem bei einem Besuch in Istan­bul –, sie favorisiere eine priv­i­legierte Part­ner­schaft“ der Türkei statt einer Vollmit­glied­schaft in der EU.

Mil­itärische Kon­flik­tlö­sung

Im Vor­feld des Irakkriegs bekun­dete Angela Merkel ihre Sym­pa­thien für die Irakpoli­tik der USA und die Koali­tion der Willi­gen“. Sie kri­tisierte als deutsche Oppo­si­tions­führerin vom Boden der USA aus die Außen­poli­tik der Bun­desregierung, was ihr schar­fen Wider­spruch aus Berlin ein­brachte. Der SPD-Frak­tionsvor­sitzende Franz Mün­te­fer­ing beurteilte Merkels Äußerung als Bück­ling gegenüber der US-Admin­is­tra­tion“.

In einer Rede im Deutschen Bun­destag am 19. März 2003 erk­lärte Merkel die Unter­stützung der Union für das Ulti­ma­tum an Saddam Hus­sein als letzte Chance des Friedens“ und forderte die Bun­desregierung auf, dies ebenso zu tun, um den Krieg im Irak wirk­lich zu ver­hin­dern“.

Angela Merkels Grund­hal­tung zu mil­itärischen Kon­flik­tlö­sun­gen beschreibt sie in Veröf­fentlichun­gen aus dieser Zeit. Als Ultima Ratio“ akzep­tierte Merkel beispiel­sweise das NATO-Engage­ment im Koso­vokrieg (1999) und stellt his­torische Ver­gle­iche zur deutschen Geschichte an:

Ein Blick zurück in unsere eigene Geschichte mahnt dazu, den Frieden als wertvolles Gut zu erhal­ten und alles zu tun, um kriegerische Auseinan­der­set­zun­gen zu ver­mei­den. […] Ein Blick in die gle­iche Geschichte mahnt aber auch, dass ein falsch ver­standener, radikaler Paz­i­fis­mus ins Ver­häng­nis führen kann und der Ein­satz von Gewalt – trotz des damit ein­herge­hen­den Leides – in let­zter Kon­se­quenz unauswe­ich­lich sein kann, um noch größeres Übel zu ver­hin­dern. Auch die jün­gere europäis­che Geschichte zeigt, dass Krieg im Umgang mit Dik­ta­toren zur ultima ratio‘ werden kann. […] Beim Kosovo-Krieg hat eine coali­tion of the will­ing‘ durch den Ein­satz von Gewalt noch größeres Leid […] ver­hin­dert.“

Bezüglich des Abzugs der Atom­waf­fen in Deutsch­land besteht Merkel darauf, dass die Ver­hand­lun­gen über den Abzug der Raketen gemein­sam mit den anderen Nato-Län­dern und keines­falls im Allein­gang durchge­führt werden.[98]

Inte­gra­tionspoli­tik

Nach­dem der türkische Min­is­ter­präsi­dent Erdoğan bei einem Deutsch­land-Besuch im Feb­ruar 2008 die Türken in Deutsch­land vor einer Assim­i­la­tion gewarnt hatte, kri­tisierte sie dessen Integrationsverständnis“.[99]

2010 erk­lärte sie auf dem Deutsch­land­tag der Jungen Union den Ansatz für Mul­ti­kulti“ für gescheit­ert. Man müsse Migranten nicht nur fördern, son­dern auch fordern.[100]

2013 sprach sie sich gegen die dop­pelte Staats­bürg­er­schaft und gegen die Tren­nung von mus­lim­is­chen Jungen und Mäd­chen im Sportun­ter­richt aus. Let­zteres sei das völlig falsche inte­gra­tionspoli­tis­che Signal“ und das Gegen­teil von Integration.[101][102] 2017 vertei­digte Merkel die dop­pelte Staatsbürgerschaft[103] auch gegen den Parteitags-Beschluss der CDU.[104]

In ihrer Parteitagsrede vom 6. Dezem­ber 2016 befür­wortete Merkel ein geset­zliches Vollverschleierungsverbot.[105]

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